Die physikalische Notwendigkeit der Liebe

Die physikalische Notwendigkeit der Liebe
Die physikalische Notwendigkeit der Liebe
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Monika Wenger
751001

Belletristik-Couch Rezension vonAug 2023

Eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art.

Es zerreisst Jake das Herz – er muss Sophie gehen lassen, damit sie ihre Genialität leben kann. Zu wissen, dass er einer der klügsten Menschen überhaupt in seiner Entwicklung hindert, indem er sie an sich bindet, würde seiner Liebe zu ihr nicht gerecht. Nach der Trennung kümmert sich Jake exzessiv um seine eigene Laufbahn.

Wissenschaftlicher Beweis

Sophie und Jake gelten als das Liebespaar schlecht hin. Sie ergänzen sich perfekt. Während Sophie Jake während seines Studiums mit allen Mitteln unterstützt, vernachlässigt sie ihre eigenen wissenschaftlichen Arbeiten. Schon länger bemerkt Jake die schleichende Veränderung bei Sophie. Doch sie hat kein offenes Ohr für die Hinweise, die sowohl von ihrem Tutor als auch von Jake regelmässig vorgebracht werden. Jake weiss nur ein Mittel, damit sie wieder zu ihrer Genialität zurückfindet: Er muss sich von ihr trennen.

Für die Liebenden beginnt eine äusserst schmerzvolle Zeit. Es dauert eine Weile, bis sie sich mit der neuen Weltordnung abfinden. Sophie kehrt nach einer intensiven Trauerphase wieder zur Physik zurück und promoviert. Sie wird eine berühmte Persönlichkeit und erhält einen Lehrstuhl an der Yale Universität. Dort, wo sie und Jake sich vor vielen Jahren das erste Mal begegnet sind. Während all dieser Jahre versucht Sophie wissenschaftlich zu beweisen, dass die echte Liebe ewig währt und sich durch nichts ersetzen lässt.

Ganz für den anderen da zu sein

Der Einstieg in die Geschichte gestaltet sich auf Grund der vielen physikalischen Erklärungen etwas schwierig. Aber es lohnt sich. Denn Madeleine Henry ist mit ihrem Roman eine besondere Liebesgeschichte geglückt. Da treffen zwei überdurchschnittlich intelligente Menschen aufeinander, die sich scheinbar perfekt ergänzen. Sie ist ein Wunderkind und er ein äußerst ehrgeiziger junger Mann. Doch je besser sich die beiden kennen und je mehr sie sich lieben, desto mehr verliert Sophie ihre Eigenständigkeit und ihre Zielstrebigkeit. Sie geht ganz in dieser Liebe auf.

 „Sie hatte dieselbe Leidenschaft, denselben Intellekt wie er, aber sie spornten sich nicht mehr gegenseitig an. Er hatte ihren Verstand immer geliebt, aber ihr mangelndes Ego hielt sie davon ab, ihn zu gebrauchen.“

Im ersten Teil des Romans erzählt die Autorin vom Aufeinandertreffen der beiden und von ihrem gemeinsamen Leben während des Studiums. Diese Zeit ergänzt sie mit ausführlichen Themen aus der Physik. Das mag für Laien etwas schwer verständlich sein, hat aber den Zweck, das Wesen von Sophie verständlicher darzustellen. Denn für sie sind Kopf und Herz zwei Welten, die sie erst noch in Einklang bringen muss.

Im zweiten Teil, der eigentlich nur einen Drittel der Erzählung beinhaltet, sind fünfundzwanzig Jahre vergangen. Sophie ist inzwischen eine renommierte Wissenschaftlerin und hat Jake seit damals nicht mehr wiedergesehen. Noch immer versucht sie zu beweisen, dass die echte Liebe unvergänglich ist.

Madeleine Henry hat mit diesem Roman eine Liebesgeschichte der besonderen Art geschaffen. Die Figuren scheinen des Öfteren gefühlskalt und nur durch den Verstand gesteuert. Das deckt sich nicht mit ihren Handlungsweisen und das irritiert. Aber genau dieser Bruch unterstreicht die Botschaft, die in dieser Geschichte steckt. Verstärkend wirkt der Blickwinkel des Betrachters. Damit hält die Autorin eine gewisse Distanz zum Geschehen. Herausgekommen ist eine eigenwillige und gleichzeitig berührende Erzählung.

Fazit

Eine überraschende Liebesgeschichte, die so nicht zu erwartet war. Die vielen Themen rund um die Physik erschweren allerdings einen einfachen Einstieg. Wer sich in Geduld übt, der wird mit einer wissenschaftlichen Liebesgeschichte belohnt, die das Herz berührt.

Die physikalische Notwendigkeit der Liebe

Madeleine Henry, Goldmann

Die physikalische Notwendigkeit der Liebe

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