Krötensex

  • Heyne
  • Erschienen: März 2021
  • 0

- TB, 448 Seiten

Krötensex
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Lena Bräuer
851001

Belletristik-Couch Rezension vonMai 2021

Es war einmal in Amerika …

Frieda ist Anfang 20, Studentin und verbringt ihr Auslandssemester in Amerika. Zu ihrem Leidwesen ist damit nicht die USA gemeint, sondern ein kleines Dorf in der ostdeutschen Provinz; das Kleingedruckte in der Studienordnung hätte sie also vielleicht tatsächlich lesen sollen. Nach dem ersten Schreck lebt sich Frieda zusammen mit ihren beiden Kommilitonen schnell ein und merkt, dass ein Leben fernab vom hektischen Berlin auch seine Vorzüge haben kann. Doch bevor sie sich versieht, ist sie auch schon wieder zurück in der Hauptstadt. Und hier prasselt alles auf sie ein: Es muss ein Praktikum her, dass den Lebenslauf aufhübscht, mit den Typen in Friedas Leben läuft es auch nicht ganz, wie sie es gerne hätte, und der ständige Vergleich mit Freia, ihrer Zwillingsschwester, tut sein Übriges. Freia scheint all das zu sein, was Frieda gerne wäre: abenteuerlich, eine politisch engagierte Weltverbesserin, selbstbewusst, natürlich attraktiv und hat ihr Leben im Griff. Selbstverwirklichung scheint bei all dem Druck nahezu unmöglich.

Nie Genug und Immer Zuviel

Franka Frei trifft mit dieser Coming-of-Age-Story einen Nerv: eine Geschichte darüber, wie schwierig es sein kann, den eigenen Wert zu erkennen, sich selbst zu finden und unbeirrt seinen eigenen Weg zu gehen. Zwischen Instagram-Fame und Tinder-Dates, Body Positivity, Umweltaktivismus und Feminismus versucht Frieda, sich zurechtzufinden und vor allem herauszufiltern, was ihr wirklich wichtig ist. Hierbei geht es auch immer wieder um die Eigendarstellung: Was bieten wir für andere dar, und sind wir dabei authentisch oder machen wir manche Dinge nur, um zu gefallen oder weil wir immer dachten, dass sie uns gefallen müssten? Welche Performances bürden wir uns selber auf, und was wird im Umkehrschluss von uns verlangt? Wie navigiert man als junge Frau das Leben durch ein Dickicht aus Dates, Sexismus, Karriere und Selbstfindung? Wie rückt man vom Gedanken ab, jedem gefallen zu wollen, und lernt dabei, sich selber ziemlich gut zu finden?

Fazit

Der Roman ist modern, klug und unglaublich lustig. Es ist sowohl spannend als auch berührend, Frieda auf ihrem Weg der Selbstverwirklichung und Emanzipation zu begleiten, und viele Mädchen und Frauen werden sich mit Sicherheit nicht nur einmal in der Protagonistin wiederfinden. Wer ist man oder wer will man sein? Ist man authentisch oder versucht lediglich anderen zu gefallen? Das Buch trifft ohne Frage den aktuellen Zeitgeist. Franka Frei beschreibt auf erfrischende Weise, wie es ist, sich zu wenig und zu viel zu finden, ratlos und planlos zu sein und trotzdem weiterzumachen, sich selbst zu finden und zu lieben jenseits aller aufgedrückten Normen.

Krötensex

Franka Frei, Heyne

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